Evangelische lutherische Kirchengemeinde Allendorf (Eder)
  

Konfirmation 2009

Worte von Pfarrer Gerald Rohrmann an die Konfirmanden 2009

Fast 2 Jahre ist das nun her, dass ihr ein paar Schuhe zum Altar getragen habt – eure Schuhe, Schuhe aus eurem bisherigen Leben.

Ganz unterschiedliche Schuhe waren dabei, die ihr mitbrachtet und der Gemeinde von Wegen erzähltet, die ihr mit diesen Schuhen zurückgelegt habt – Wege zu Sport und Spaß, Wege an ganz besonderen, unvergesslichen Tagen. Schuhe auch dabei, aus denen ihr längst herausgewachsen wart, Schuhe jedenfalls, die Geschichten erzählen können!

Viele Wege habt ihr auch in diesen zwei Jahren Konfirmandenunterricht zurückgelegt, Wege „im Auftrag des HERRN“, Wege, auf denen ihr etwas erfahren habt über Gott und die Welt, über Kirche und Glauben, über Menschen, die in unserer Kirchengemeinde Dienst tun.

Manche Wege haben uns auch in die nähere oder weitere Umgebung geführt, nach Bettelhausen ins Seniorenheim „Ederhöhe“ etwa, wo ihr mit selbstgebackenen Kuchen und Plätzchen zu einem, für die älteren Menschen dort unvergesslichen Nachmittag, beigetragen habt. Oder – viele von euch waren auch auf einer – oder gar beiden – von unseren Städtetouren mit, schrubbten in Erfurt eher zu Fuß Kilometer (Lutherkloster, Dom, Zoo, Shopping) und in Berlin vor allem mit der S- und U-Bahn.

Wie oft seid ihr die Stufen zur Kirche hinauf- und hinabgelaufen, zum Unterricht, zum Gottesdienst! Wie viele Meter und Kilometer habt ihr mit gelben Päckchen unter dem Arm zurückgelegt um den Gemeindebrief in die Haushalte zu befördern oder bestellte Kalender zu bringen. Gelaufen seid ihr auch, bei unserem Fußballspiel gegen Eifa. Und gekickt habt ihr auch gerne in den Pausen vom Konfirmandenunterricht – liebe Mütter, wenn dabei vielleicht auch der eine oder andere Schuh kaputt gegangen ist, muss ich mich vielmals entschuldigen, aber mit so einer Fußballpause zwischendurch lassen sich zwei Stunden Konfirmandenunterricht eben doch etwas besser wegstecken!!!!! – und, ach ja, geklettert seid ihr, auch in den Pausen vom Unterricht (und manchmal auch über die Pausenzeit hinaus) um Fuß-, Gymnastik- und sonstige Bälle, die ihr erst aufs Kirchendach hochgekickt habt, von selbigem wieder herunterzuholen!

Und schließlich seid ihr in Darmstadt Wege gelaufen, von der Jugendherberge in die Stadt, ins Internetcafé, ins Mc Donalds, oder zum Klamottenn kaufen, ins Kino (puh, das war ein besonders weiter Weg) und die Treppen zur Mathildenhöhe mit der russisch-orthodoxen Kapelle hinauf. Das hat auch etwas eurer Schuhsohle gekostet! Und doch war keiner dieser Wege umsonst.

Alle diese Wege haben uns als Gruppe einander nähergebracht - das ist ein ganz wichtiger Zweck des Unterwegsseins. Alle diese Wege haben euch vielleicht auch unsere Kirchengemeinde und Menschen unserer Gemeinde nähergebracht. Und das ist meine Hoffnung, dass auch der eine oder andere Weg dabei war, wo euch ein Licht aufging über Gott und Glauben, wo ihr SEINE Gegenwart gespürt habt und gemerkt habt, wie wichtig ihr Gott seid und dass der Glaube eurem Leben Stärkung, Freude und vor allem auch Erfüllung schenken kann. So ein gelber Porsche – wir hatten ein hübsches Foto von einem Porsche auf unserer Konfirmandenfreizeit – mag für manchen ein Traum sein. Aber macht er glücklich? Oder Geld? Lara hat das so schön gesagt auf der Freizeit: Geld macht doch nicht glücklich, Geld ist doch nicht wirklich wichtig! Aber sich von Gott angenommen wissen, so wie ihr seid, mit Macken und Ecken und Schwächen und Kanten und all euren Schokoladenseiten, die ihr auch alle habt! Und darum zu wissen: ich habe vielleicht noch keinen Plan für mein Leben, aber Gott hat einen Plan und weis einen Weg für mich, und den werde ich entdecken im Lauf der Zeit. Und die Ahnung: ich darf schwach sein im Glauben und zweifeln und manchmal will ich vielleicht von Gott auch gar nichts wissen – aber er ist trotzdem für mich da, ruft mich, sucht nach mir, kann auch mal warten, und bleibt mein himmlischer Vater. Das kann ein ganz wichtiger Halt im Leben sein!

Inzwischen habt ihr alle vermutlich ein weiteres Paar Schuhe – ganz besondere Schuhe – in eurem Schrank stehen: eure Konfirmationsschuhe, die ihr am 10. Mai tragen werdet, wenn ihr mit sicherem Schritt oder vielleicht doch auch etwas wacklig, mit weichen Knien, in die Kirche einzieht, in einem Outfit, in dem euch mancher sicher nicht sofort erkennt, um das zu tun, auf das ihr euch zwei Jahre nun vorbereitet habt: Ja zu sagen. Nicht irgendein „Ja“, mal schnell daher gesagt, bei dem es um nicht viel geht. Sondern „Ja“ zu Gott. Bei eurer Taufe konntet ihr das ja noch nicht selber sagen, da hat Gott einfach an euch gehandelt, euch all seine Liebe geschenkt. Bei eurer Konfirmation könnt ihr auf dieses „Ja“ Gottes zu euch antworten: „Ja“. Ja, wir wollen das: dass Gott uns liebt, wir wollen seine Liebe an uns geschehen lassen. Ja, und wir wollen mit ihm durch unser Leben gehen, hinhören, was er uns zu sagen hat, und wir ahnen, dass er uns Wichtiges zu sagen hat. Ja, und wir wollen ihm auch unsere Fragen und Zweifel bringen und darauf vertrauen, dass er uns versteht und bei uns ausharrt. Ja, und wir lassen uns nicht so schnell entmutigen im Leben, wenn nicht alles so klappt, wie wir uns das wünschen: Gott hat uns Gaben mitgegeben, die diese Welt braucht, er wird uns helfen unseren Platz in dieser Welt zu finden. Ja, und wir wollen nicht gleichgültig aneinander vorbeirennen, schon gar nicht an Menschen, die uns brauchen, sondern wir wollen auch selber für andere da sein, so wie Gott für uns da ist. „Ja“. So viel schwingt in diesem „Ja“ mit. Ja, Gott, du darfst mir ein wichtiger Freund, eine wichtige Freundin sein und bleiben, ja, sicher, im Grunde sogar der allerwichtigste, die allerwichtigste. Und ich freue mich auf ein Leben mit dir, das ist bestimmt eine spannende Sache! „JA“.

Und für Annemarie, Kerstin und mich, die euch ein Stück in eurer Konfirmandenzeit begleiten durften, und natürlich auch für eure Familien und unsere ganze Kirchengemeinde wird das ein sehr berührender Moment sein, wenn ihr „Ja“ sagt. 22 junge Menschen, die sich kein X für ein U vormachen lassen, die auch wissen, wie schwer es fällt zu beten ohne zu kichern und zu glauben mit all den Zweifeln – und die dennoch und gerade deshalb „Ja“ sagen.

Liebe Jugendliche, ihr werdet mir fehlen! Aber ich freue mich auch darauf, euch weiter zu begegnen. Vielleicht beim Shoppen oder an der Theke bei einem Fest. Vielleicht auf unserer nächsten Städtetour in den Herbstferien. Vielleicht doch auch mal wieder – ganz freiwillig und ohne Unterschrift – in der Kirche. Ich weiß, so spannend war Gottesdienst für euch oft nicht, die Lieder, der Stil nicht genau das, was euch als Jugendliche anspricht. Aber ihr habt es ausgehalten, und manchmal mit einem Rollenspiel oder einem Musikstück auch Schwung in unsere Gottesdienste gebracht. Wir arbeiten weiter daran, versprochen! Ach ja, und wenn etwas ist. Ihr redet wollt mit einem, der unter Schweigepflicht steht. Oder ihr etwas getrunken habt und dringend einen Fahrdienst von der Disco heimbraucht und zu Hause vielleicht keiner fahren kann. Oder wenn ihr einfach mal wieder bei Annemarie, Kerstin oder mir hereinschauen wollt. Kommt einfach. Lasst eure Schuhe euch zu uns tragen! Jederzeit. Wir freuen uns auf euch!





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